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AutorenbildEthius Invest

Gelebte Werte als Qualitätsmesser der nachhaltigen Geldanlage

Regulatorische Maßnahmen sollten die Transparenz und Qualität nachhaltiger Anlageprodukte sichern und verbessern helfen. Stand heute erzeugen sie jedoch eher verwirrte Investierende und eine genervte Branche. Gerade anspruchsvolle Ansätze kämpfen mit Erschwernissen, obwohl es eigentlich sehr einfach ist: Nachhaltigkeit entsteht dort, wo Menschen dies wollen. Hinter allen Wirtschaftstätigkeiten stehen letztlich Menschen mit ihren Wertvorstellungen und Überzeugungen. Menschen sind soziale Wesen und handeln daher gemeinsam, beispielsweise innerhalb von Unternehmen. Oftmals werden diese eigens deshalb gegründet, um Visionen und Ideale in die Welt zu tragen oder um Lösungen für konkrete Probleme zu entwickeln und anzubieten. Das Ethos eines Unternehmens bestimmt somit das Geschäftsmodell und ist ein ideales Maß für die Nachhaltigkeitsqualität seiner Produkte und Dienstleistungen. Finanzprodukte sind Vertrauensgüter

 

Dies gilt umso mehr im Bereich der nachhaltigen Geldanlage. Denn Finanzprodukte sind Vertrauensgüter, bei denen die Qualität besonders schwer zu beurteilen ist. Dies wird bei nachhaltigen Geldanlagen, insbesondere in Zeiten von Mainstreaming und Greenwashing, noch relevanter. Um die Glaubwürdigkeit zu prüfen, empfiehlt es sich daher, zuallererst das Geschäftsmodell sowie das zugrundeliegende Ethik- und Nachhaltigkeitsverständnis zu analysieren. Folgende fünf Fragen, die am Beispiel des Fondsinitiators und Vermögensmanagers Ethius Invest Schweiz GmbH erläutert werden, können für eine solche Analyse als Richtschnur dienen:


1.     Welche Werthaltungen liegen der Philosophie des Fondsinitiators zugrunde?

2.     Ist Nachhaltigkeit der Kern des Geschäftsmodells?

3.     Wie glaubwürdig sind die nachhaltigen Anlageprodukte?

4.     Inwieweit engagiert sich das Unternehmen gesellschaftlich?

5.     Wie transparent und verständlich kommuniziert der Fondsinitiator?


1. Werthaltungen und die Philosophie des Fondsinitiators

Der Zweck, für den ein Unternehmen gegründet wurde, sagt viel über dessen Werthaltungen aus. Weitere wichtige Gradmesser kommen hinzu: Zum Beispiel, wie ethische und nachhaltige Zielsetzungen begründet werden, wie sensibel die im Unternehmen tätigen Menschen auf gesellschaftliche Fragestellungen und daraus entstehende Herausforderungen reagieren und ob ein Bewusstsein für die Komplexität und Mehrdimensionalität von Nachhaltigkeit vorhanden ist.

Im Falle von Ethius Invest zielt der Unternehmenszweck explizit darauf ab, eine nachhaltige Veränderung in der Finanzwirtschaft voranzutreiben und dabei attraktive Renditen für die Kundinnen und Kunden zu erzielen. Das Potenzial ethisch-nachhaltiger Geldanlagen, soziale, ökologische und kulturelle Verhältnisse in der Wirtschaft schrittweise beeinflussen und verändern zu können, soll bestmöglich entfaltet werden. Die angebotenen Fonds, Ethius Global Impact und der CSR Bond Focus SDG, sind darauf ausgerichtet, zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 beizutragen.

 

Tiefere Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Nachhaltigkeit

Wer sich intensiver mit Ethius Invest beschäftigt, stößt auf eine Vielzahl an Themen und Fragestellungen, mit denen sich das Unternehmen auseinandersetzt. Zum Beispiel steht es Tendenzen im Bereich Sustainable Finance kritisch gegenüber, die Natur als „Kapital“ begreifen und eine zunehmende Monetarisierung und Kommodifizierung des Wirtschaftslebens anstreben. Dies zeugt von einer kritische-reflektierten Haltung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.


2. Der Kern des Geschäftsmodells


Es gibt Anbieter, bei denen Nachhaltigkeit lediglich ein Marketing-Instrument ist. Ganz anders ist es, wenn Unternehmen ihren originären Zweck darin sehen, Alternativen zu konventionellen Investments anzubieten. Verlässliche Indikatoren hierfür sind, wenn ausschließlich nachhaltige Finanzprodukte angeboten werden, Nachhaltigkeit in alle Unternehmensbereiche integriert ist und in den Führungsgremien verankert wird.

Diese Kriterien treffen im Falle von Ethius Invest zu, was sich recht einfach anhand öffentlich zugänglicher Quellen wie der Webseite überprüfen lässt. Allerdings sollte man zusätzlich zur Analyse äußerlicher Faktoren auch zwischen den Zeilen lesen. Nur so ist es möglich, ein Gespür für das Unternehmensethos zu entwickeln und zu verstehen, ob tatsächlich aus innerer Überzeugung und Einsicht in die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung gehandelt wird.


3. Glaubwürdigkeit der nachhaltigen Anlageprodukte

Wenn der Fondsinitiator Nachhaltigkeit aus innerer Überzeugung lebt, wird sich dies vor allem in den Anlageprodukten widerspiegeln, und zwar in einer doppelten Ausprägung: einem Wertefundament und einer Wirkungsorientierung. Beides gehört zusammen wie die berühmten zwei Seiten einer Medaille. Wer Werte lebt, wird davon ausgehen, damit in der Welt auch etwas zu bewirken. Und wer wirken will, kann die Wirkungsziele nur dann benennen, wenn zuvor auf der Basis von Werten identifiziert wurde, was wichtig und wünschenswert ist.

Übertragen auf den Instrumentenkasten des nachhaltigen Investments bedeutet dies, dass sich Ausschlusskriterien, Dialogstrategien und Positivkriterien ergänzen, teilweise auch gegenseitig verstärken können. Sie sollten daher in Abhängigkeit von Produkt, Assetklasse und konkretem Investment vollumfänglich in eine ganzheitliche nachhaltige Anlagestrategie integriert werden. Wichtig im Sinne der Nachhaltigkeit und der Glaubwürdigkeit der nachhaltigen Finanzprodukte ist zudem, inwieweit konsequent an einer maximalen Wirkungseffektivität der Anlage gearbeitet wird. Auch dies lässt sich nicht ausschließlich an äußerlich abfragbaren und leicht verifizierbaren Kriterien fest machen. Aber es gibt einige Anhaltspunkte.


Ein ganzheitlicher Wirkungsbegriff

Eine nachhaltige Geldanlage kann sowohl indirekt als auch direkt wirken. Dies geschieht über Dialogstrategien – auch Engagement genannt – die Portfolioallokation und weitere Kanäle wie Information, Bewusstseinsbildung und Reputation. Mehr dazu findet sich beispielsweise in der Beschreibung der Wirkungsweise der beiden Fonds von Ethius Invest.

Da Dialogstrategien sehr direkt einen Einfluss des Investors bewirken können, wird ihnen häufig ein hohes Wirkungspotenzial zugeschrieben. Tatsächlich ist dies einer der Punkte, an denen erkennbar wird, ob ein Anbieter es wirklich ernst meint. Dies gilt umso mehr, wenn es ein kontinuierliches Monitoring gibt und bei Kontroversen Dialoge initiiert sowie Stimm- und Rederechte genutzt werden, um Verbesserungen und Lösungen zu fördern. Eine aktive Aktionärsdemokratie ist ein Schlüssel zu gemeinschaftlichen Entscheidungen im Sinne von Umwelt und Gesellschaft.

Branchen und Geschäftspraktiken, die nicht zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen oder sich nicht transformieren können, sollten hingegen ausgeschlossen werden. Daher ist ein Blick auf die Negativlisten eines Anlageprodukts unverzichtbar – genauso wie auf die Wirtschaftstätigkeiten und Bereiche, die unterstützt werden sollen. Wenn sich zudem die angestrebte Wirkung an international akzeptierten Normen orientiert, wie beispielsweise den UN-Nachhaltigkeitszielen, ist dies ein weiterer Indikator für Glaubwürdigkeit. Bei selbst definierten Wirkungszielen sollte hingegen zunächst geprüft werden, von welchen Werten sie sich ableiten und in welchem Sinne positive oder auch potenziell negative Effekte erwartet werden können.


4. Gesellschaftliches Engagement

Anbieter nachhaltiger Investments, die sich zugleich gesellschaftlich engagieren, signalisieren damit ein Bewusstsein für die Grenzen der Wirkung ihrer Anlagen. Denn nicht alles kann privatwirtschaftlich gelöst werden. Nicht immer kann eine Rendite erwirtschaftet werden. Fonds, die dies berücksichtigen, spenden beispielsweise einen Teil ihrer Verwaltungsgebühren. Damit entsteht eine zusätzliche Wirkungskomponente, die bei Impact-Analysen nachhaltiger Investments bislang kaum als Kriterium berücksichtigt wird.

Beim Ethius Global Impact fließt ein Teil der Gebühren an Projekte in den Bereichen Trinkwasser, Bevölkerungsentwicklung, Entwaldung, Klimawandel, Armut und Biodiversität. Die CSR-Beratungsgesellschaft, die Portfoliomanagerin der beiden Ethius-Fonds, schüttet ein Drittel ihres Unternehmensgewinns an eine Stiftung aus, die sich für Bildung und Teilhabechancen von Menschen einsetzt. So wird ein Beitrag zum Erhalt der Grundlagen unserer Gesellschaft und Wirtschaft geleistet.


Dialogstrategien gemeinschaftlich umsetzen und mehr Wirkung entfalten


Fondsinitiatoren mit einem ernsthaften und ambitionierten Nachhaltigkeitsansatz sind zudem häufig in Vereinen und Verbänden aktiv, um sich gemeinsam für die ökologisch-soziale Transformation einzusetzen. Initiativen, die Dialogstrategien kollaborativ umsetzen, spielen im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments eine besondere Rolle. Auch die Wissenschaft verweist darauf, dass dieser Faktor die Wirkung von Investoren-Dialogen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung verstärken kann. Shareholders for Change (SfC) ist beispielsweise eine Vereinigung europäischer Investoren mit dem Ziel, gemeinschaftliches Engagement mit Unternehmen zu fördern und so zu einer Wirtschaft beizutragen, die im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen steht. Ethius Invest ist dort aktives Mitglied.


5. Transparenz und Kommunikation


Die Tätigkeiten von SfC und die an den einzelnen Initiativen beteiligten Investoren werden transparent im jährlichen Engagement-Report dargestellt. Auch hiermit kann eine, wenn auch indirekte und schwer messbare, Wirkung im Sinne von Bewusstseinsbildung erzielt werden. Gleiches gilt für die weitere Kommunikation zu nachhaltigen Anlageprodukten. Ethius Invest beispielsweise veröffentlicht Stärken- Schwächenprofile der Fondsunternehmen, seine Abstimmungsleitlinien, die Berichte zu  Aktivitäten auf Hauptversammlungen (siehe hier den Abstimmungsbericht 2023) und den Engagement-Leitfaden. Der Impact-Report kann angefordert werden.

Transparenz und Kommunikation sind in zweifacher Hinsicht bedeutend: Sie ermöglichen es den Investierenden, sich ein eigenes Bild von der Glaubwürdigkeit der Fondsinitiatoren und Vermögensverwalter zu verschaffen, und wirken zudem potenziell auf die Fondsunternehmen sowie auf die gesellschaftliche Bewusstseinsbildung. Kommunikation muss, insbesondere wenn es um Vertrauensprodukte und komplexe Belange wie Nachhaltigkeit geht, verständlich, klar und vor allem wahrhaftig sein. Dies schließt auch ein, dass „Information Overload“ bestmöglich vermieden wird. Die in bester Absicht entstandene Sustainable-Finance-Regulierung unterstützt in dieser Hinsicht nicht immer optimal.


Das politisch-regulatorische Umfeld


Die Bemühungen der politischen Seite, nachhaltige Investments in der Anlageberatung zu stärken, mehr Transparenz für Investierende zu schaffen und Greenwashing zu verhindern, gelten mittlerweile weitgehend als gescheitert. Dies betrifft konkret die Offenlegungsverordnung, mit der zwei Transparenzkategorien für nachhaltige Anlageprodukte geschaffen werden sollten, sowie die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Markets in Financial Instruments Directive, MiFID II) und ergänzende Leitlinien. Eine davon sind die Leitlinien zu Fondsnamen der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, die ESG- oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden.

Diese Leitlinien enthalten Vorgaben für Fonds, die Transition-, Sozial- und Governance-bezogene Ausdrücke nutzen oder Begriffe mit Nachhaltigkeitsbezug oder wie Umwelt oder Impact im Namen verwenden. Eingriffe seitens der EU bezüglich der Verwendung von Sprache sind nicht neu. Beispielsweise dürfen Worte wie „Milch“ und „Butter“ in der EU bei Produkten nur noch für Erzeugnisse tierischen Ursprungs verwendet werden. Dabei gibt es eine lange Tradition, diese Begriffe auch in anderen Kontexten zu verwenden, wie zum Beispiel „Kokosmilch“ oder „Kakaobutter“. Für diesen Eingriff in den freien Umgang mit Sprache hatte damals die Agrarbranche erfolgreich lobbyiert.


Herausforderungen für ambitionierte nachhaltige Anlagephilosophien


Insgesamt erschwert die Regulierung, auch jenseits von inhaltlichen Herausforderungen, besonders Fondsinitiatoren mit ambitionierten Nachhaltigkeitskonzepten die Umsetzung. Denn diese sind auf die Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) angewiesen, die rechtlich betrachtet die Fonds anbieten. Diese setzen Regulierung möglichst effizient für sich selbst um, bevorzugen standardisierte Produkte und Prozesse sowie quantitative Kennzahlen und die Dienstleistungen großer, etablierter Unternehmen und reichen diese Vorgaben an ihre Kundschaft weiter.

Insbesondere kleine, aus Überzeugung handelnde, innovative und stärker qualitativ arbeitende Fondsinitiatoren haben es daher oftmals schwer, ihre Konzepte in die Compliance-Korsetts der KVG zu pressen. Manches wird dadurch verunmöglicht, und es kommen teils erhebliche Kosten für Arbeitsaufwände und Verifizierungen hinzu.

Leben wir in einer „Audit Society“?


Dies hat auch eine gesamtgesellschaftliche Dimension. Bereits in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts prägte der britische Soziologe Michael Power den Begriff der „Audit Society“. Er beschreibt die Tendenz, in immer mehr gesellschaftlichen Bereichen Überprüfung, Kontrolle und Rechenschaftspflicht durch Audits zu etablieren. Damit entsteht nicht nur mehr Bürokratie, sondern es besteht, gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit, die Gefahr, dass deren Umsetzung zu einer technischen Übung verkommt, die nur noch Fachleute durchschauen und die daher zunehmend der Kontrolle durch eine kritische Öffentlichkeit entzogen wird.


Fazit und Ausblick


Nachhaltigkeit erfordert Kompetenzen im Umgang mit Mehrdimensionalität und Komplexität. Sie verlangt innovative und oftmals auch kreative Lösungen, die immer wieder neu entstehen sowie angepasst und verbessert werden müssen. Garant dafür, dass dies geschehen kann, sind engagierte und intrinsisch motivierte Menschen. Daher kann Nachhaltigkeit nur bedingt gesetzlich vorgeschrieben oder anhand einzelner, rein quantitativer Kriterien und äußerer Merkmale erfasst werden.

Daher gilt nach wie vor und ganz besonders beim nachhaltigen Investment: Es kommt auf die Menschen und deren Motivation an, die unmittelbar auf das Geschäftsmodell des Fondsinitiators und die Anlagephilosophie wirken. Die hier am Beispiel von Ethius Invest dargestellten fünf Fragen können dabei helfen, wirklich nachhaltige Fonds zu identifizieren und den Beitrag, der für eine nachhaltige Entwicklung über Geldanlagen möglich ist, zu maximieren.

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